Bedingungen für ein neues Erdenleben

Bleiben wir beim Durchschnittsmenschen, so tritt die Frage auf: Was sind seine ersten Reaktionen und Handlungen nach der Rückgabe des physischen Körpers an das universale Substanz-Sammelbecken? Ich möchte einige dieser Reaktionen aufzählen:

1. Er wird bewußt seiner selbst gewahr. Das bringt eine Klarheit der Wahrnehmung mit sich, die dem Durchschnittsmenschen während seiner Inkarnationszeit unbekannt blieb.

2. Zeit, existiert jetzt nicht mehr, so wie wir diesen Begriff verstehen; und wenn der Mensch nun seine Aufmerksamkeit dem klarer hervortretenden emotionellen Selbst zuwendet, so folgt unausweichlich ein Augenblick direkten Seelenkontaktes. Das ist der Tatsache zuzuschreiben, daß sogar beim unwissendsten und wenigst-entwickelten Menschen der Augenblick der vollständigen Rückerstattung nicht unbemerkt von der Seele vorübergeht. Dies hat eine bestimmte Wirkung auf die Seele, wie etwa ein langer, starker Zug an einem Glockenseil, wenn ich ein so einfaches Gleichnis verwenden darf. Eine kurze Sekunde lang antwortet die Seele, und diese Antwort ist derart, daß der Mensch, der in seinem Astralkörper oder eigentlich in seiner kama-manasischen Hülle weilt, die Erfahrungen der vergangenen Inkarnation wie eine Landkarte vor sich ausgebreitet sieht. Er erlebt ein Gefühl der Zeitlosigkeit.

3. Hat der Mensch nun diese Erfahrungen erkannt, dann tritt folgendes ein:
- Festlegen der Bedingungen für neues physisches Leben -
Er sondert jene drei Erlebnisse heraus, die im vergangenen Leben die bestimmenden Hauptfaktoren gewesen sind; sie sind auch die Schlüssel zu der nächsten Inkarnation. Alles andere wird vergessen, alle geringeren Erfahrungen schwinden aus seinem Gedächtnis und hinterlassen nichts anderes in seinem Bewußtsein als das, was man esoterisch «die drei Samen oder Keime der Zukunft» nennt.

Diese drei Keime sind in einer besonderen Weise mit dem permanenten physischen und astralen Atom verbunden und damit entsteht jene fünffache Kraft, welche die Formen erschafft, die später einmal erscheinen sollen. Man könnte folgendes sagen:

a. Der erste Keim entscheidet später über die Beschaffenheit der physischen Umwelt, in welcher der zurückkehrende Mensch seinen Platz finden wird. Er hat mit der Qualität dieser künftigen Umwelt zu tun und bestimmt somit den nötigen Kontaktbereich oder Kontaktraum.

b. Der zweite Keim bestimmt die Beschaffenheit des Ätherkörpers, also der Hülle, durch welche die Strahlkräfte mit dem grob-physischen Körper in Berührung kommen können. Er grenzt das ätherische Gerüst oder das Lebensgewebe ab, um das die hereinkommenden Energien kreisen werden und er hat besonders mit demjenigen Zentrum zu tun, welches in der kommenden Inkarnation das lebendigste und aktivste der sieben sein wird.

c. Der dritte Keim gibt den Schlüssel zur Astralhülle, in der sich der Mensch in der nächsten Inkarnation polarisieren wird. Vergeßt nicht: Ich spreche hier von Durchschnittsmenschen, nicht von fortgeschrittenen Persönlichkeiten, von Jüngern oder Eingeweihten. Dieser Keim nun bringt - durch die Kräfte, die er anzieht - den Menschen wieder mit all denen in Verbindung, die er vorher geliebt hat oder mit denen er einen engen Kontakt hatte.
Die Vertrauten und Geliebten bleiben, denn die Beziehung zu ihnen ist über viele Inkarnationen hin fest hergestellt worden; der «Alte Kommentar» sagt dazu: «Diese Keime des feststellenden Erkennens sind nicht einzig für dich und mich, sondern auch für die Gruppe da; innerhalb der Gruppe verbinden sie in Zeit und Raum den einen mit dem anderen.

4. Hat der Mensch dieses «Aussondern seiner Lebenserfahrung» vollbracht, dann wird er diejenigen suchen und automatisch finden, die - wie ihm der dritte Keimeinfluß anzeigt - einen ständigen Anteil an dem Gruppenerleben haben, zu dem er als Element bewußt oder unbewußt gehört. Ist die Verbindung einmal wieder hergestellt, dann handelt der Mensch so, wie er es auf Erden in Gemeinschaft mit seinen Vertrauten und entsprechend seinem Temperament und seiner Evolutionsstufe tun würde.

Diese vier Tätigkeiten erstrecken sich über verschieden lange Zeitspannen - vom Blickpunkt derer aus gesehen, «die unten leben»; der Mensch auf der Astralebene nimmt ja keine Zeit wahr.

Ein Mensch ist sich auf den inneren Ebenen nicht nur seiner selbst als eines Einzelwesens bewußt - mit seinen eigenen Plänen und Lebensinteressen - so wie er es auf der physischen Ebene war, sondern er ist sich auch in derselben Weise der ihn umgebenden Bewußtseinszustände bewußt. Er mag vielleicht der Täuschung der Astralwelt verfallen sein oder den telepathischen Eindrücken der mannigfachen Gedankenströmungen unterliegen, die von der Mentalebene ausgehen, aber er ist auch seiner selbst und seines Denkens (oder des bisher entfalteten manasischen Lebens) in einer viel stärkeren Weise bewußt als zu der Zeit, da er sich noch des physischen Gehirns bedienen mußte und der Brennpunkt seines Bewußtseins zwar der des Aspiranten, jedoch im Gehirn verankert war. Sein Erleben ist jetzt viel reicher und intensiver als in der Inkarnation.